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Wer hat die Verantwortung für das Team?

leadership team Aug 28, 2023
 

Wer hat die Verantwortung für das Softwareentwicklungsteam? Wer hat die Verantwortung dafür, dass die Menschen im Team gut harmonieren? Wer hat die Verantwortung für die Leistung jedes einzelnen Teammitglieds? Wer hat die Verantwortung für die Ergebnisse? In diesem Beitrag möchte ich einige Gedanken zu diesen Fragen teilen.

Ich erlebe in letzter Zeit immer mehr eine Diffusion der Verantwortung. Wenn’s läuft, ist ja alles prima. Wir haben uns alle lieb. Wir arbeiten als Team. Wir erarbeiten uns gemeinsam die Erfolge. Aber immer wenn’s knifflig wird, ist keiner verantwortlich. Ein paar Beispiele?

  • Mitarbeitende über relevante Themen innerhalb der Abteilung / Bereich / Unternehmen informieren
  • Auf die Einhaltung von Vorschriften und Regeln achten, insbesondere Überstunden
  • Anweisungen geben, das sog. Weisungsrecht ausüben (wie soll eine Aufgabe erledigt oder dokumentiert werden, Arbeitszeit, Überstunden)
  • Problematisches Verhalten von Mitarbeitenden unterbinden (z.B. Verspätungen, abfällige Bemerkungen)
  • Bei schlechter Arbeitsleistung aktiv werden

Ich nehme mal den letzten Punkt als Beispiel, “schlechte Arbeitsleistung”. Hier gehören ja durchaus unterschiedliche Aktivitäten hin.

Schlechte Arbeitsleistung muss zunächst einmal auffallen. Irgendjemand muss eine Erwartung formulieren: “Ich erwarte, dass jedes Teammitglied mindestens 10kg Weintrauben pro Tag erntet und dass keine Blätter in der Ernte enthalten sind”. Irgendjemand muss sich die tatsächlichen Ergebnisse ansehen: “Oh, Max hat die letzten 5 Tage nur 3kg geerntet” oder “Moritz Ernte beinhaltet regelmäßig auch Blätter”. Wer macht’s? Das Team, also alle Erntehelfer? Alle Erntehelfer vereinbaren kollektiv, dass 10kg angemessen sind? Und wenn es unterschiedliche Meinungen gibt - haben wir dann einen Mehrheitsentschluss oder einen Mittelwert, suchen wir nach einem Kompromiss, nach Konsens oder Konsent? Was passiert, wenn die Erwartung nicht im Interesse des Unternehmens ist? Wem fällt denn auf, dass Max nur 3kg erntet? Den anderen Helfern sicherlich, und dann? Sprechen sie Max an? Besprechen sie die Beobachtung im Team? Weisen sie die Teamleiterin “weiße Trauben”, die Leiterin “dunkle Trauben” oder die Leiterin “Transport” auf die Beobachtung hin?

Als nächstes müsste irgendjemand dafür sorgen, dass die schlechte Arbeitsleistung verändert wird. Vielleicht ist die Erwartung nicht klar gewesen, dann müsste irgendjemand die Erwartung kommunizieren. Vielleicht stimmt die Technik nicht, dann müsste irgendjemand Max beibringen, wie Trauben effizient geerntet werden können. Vielleicht ist die Schere stumpf, dann müsste irgendjemand Max das richtige Werkzeug an die Hand geben.

Und wenn das alles nicht hilft? Tja, dann müsste irgendjemand Max durch Michaela ersetzen, damit alle Erntehelfer tatsächlich die Erwartungen erfüllen und der Rebstock rechtzeitig abgeerntet ist.

Früher war es einfach: dieser “irgendjemand” nannte sich Führungskraft. Und ja, hier gab und gibt es natürlich das volle Spektrum, von Totalausfällen bis Übernatürlich. Darum geht es hier gar nicht. Wer formuliert eine Erwartung an die Arbeitsleistung eines Entwicklers? Wer macht es für Product Owner, wer für Scrum Master? In manchen Organisationen wird fachliche und disziplinarische Führung getrennt. Wer formuliert die Erwartung? Wer überprüft, ob sie erreicht wird? Wer kümmert sich um Verbesserungsmaßnahmen oder auch die finale disziplinarische Konsequenz: die Kündigung?

Mein Punkt ist der folgende: In klassischen Unternehmen gibt es jahrzehntealte Gepflogenheiten, es gibt Gesetze, Betriebsvereinbarungen, Rechtsprechung. Quintessenz: Als Führungskraft bist du für dein Team und die Ergebnisse deines Teams verantwortlich. Sobald sich an der Arbeitsweise etwas ändert, z.B. durch Cross-funktionale Teams oder die Trennung zwischen fachlicher und disziplinarischer Führung, muss die Verantwortung und auch der Gestaltungsspielraum für jeden Aspekt neu verhandelt bzw. austariert werden. Genau das passiert aber nicht immer - und so kommt es zu der beschriebenen Diffusion der Verantwortung.

Hilft dir diese Erkenntnis bei deiner Arbeit als Product Owner? Nur bedingt… Vermutlich bist du nicht diejenige, die grundlegende Unternehmensstrukturen mal eben so verändert. Das sollte aber nicht dazu führen, dass du dich schulterzuckend abwendest. Aus meiner Sicht hast du nämlich - unabhängig von allen formalen Regularien - die Ownership für dein Team und solltest auch die Teamzusammenstellung maßgeblich beeinflussen. Ich verlinke dir hierzu mal 2 Beiträge.

Zu guter Letzt bin ich neugierig: Welche Erfahrungen hast du mit der Fragestellung “Verantwortung für das Team” gemacht? Ich freue mich auf deine Gedanken und Erfahrungen!

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