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Selbstorganisierte Teams und Verantwortung der Führung

leadership team Apr 01, 2024
 

Selbstorganisation bedeutet nicht “Wünsch-dir-was" und auch nicht “Planloses Umherirren in der Unternehmenslandschaft”. Als Führungspersönlichkeit trägst du auch bei selbstorganisierten Teams Verantwortung. Dieser Beitrag gibt einen Einblick in die Rolle von Führungskräften bei der Begleitung von selbstorganisierten Teams. Er erklärt, wie du klare Ziele, Leitplanken und Unterstützung für dein Team setzen, festlegen und besprechen solltest, um ihm Orientierung, Sicherheit und Autonomie zu geben.

Was sind selbstorganisierte Teams?

Du hast vielleicht schon von selbstorganisierten Teams gehört oder arbeitest vielleicht sogar in einem. Selbstorganisierte Teams sind Gruppen von Mitarbeitenden, die gemeinsam an einem Projekt oder einer Aufgabe arbeiten, ohne dass sie von einer zentralen Instanz gesteuert oder kontrolliert werden. Sie entscheiden selbst, wie sie ihre Arbeit organisieren, welche Methoden und Werkzeuge sie verwenden, wie sie kommunizieren und zusammenarbeiten, und wie sie ihre Ergebnisse messen und verbessern.

Selbstorganisierte Teams haben viele Vorteile, wie zum Beispiel:

  • Sie fördern die Motivation, Kreativität und Eigeninitiative der Mitarbeitenden.
  • Sie ermöglichen eine schnellere Anpassung an Veränderungen und Kundenbedürfnisse.
  • Sie reduzieren den bürokratischen Aufwand und die Abstimmungskosten.

Aber selbstorganisierte Teams sind kein Selbstläufer. Sie brauchen auch klare Ziele, Leitplanken und Unterstützung, um erfolgreich zu sein. Und genau das ist die Aufgabe von Führung bzw. Führungskräften. Lass mich das klar sagen: Als Product Owner oder Projektleiter *führst* du. Es ist völlig egal ob du formal ein Mandat deines Unternehmens für Führung hast oder nicht. Du bist für die Erreichung der Produkt- oder Projektziele verantwortlich und führst konsequenterweise dein Team. Es ist deine Aufgabe, die Ziele und Leitplanken zu setzen. Es ist deine Aufgaben, dein Team zu unterstützen.

Lass mich zwei Dinge deutlich trennen:

  1. Es ist deine Verantwortung als Führungspersönlichkeit, klare Ziele zu formulieren und Leitplanken zu vereinbaren. Es ist deine Aufgaben, dein Team bei der Zielerreichung zu unterstützen.
  2. Es sind die Entscheidungen von selbstorganisierten Teams, wie sie ihre Arbeit organisieren, welche Methoden und Werkzeuge sie verwenden, wie sie kommunizieren und zusammenarbeiten, und wie sie ihre Ergebnisse messen und verbessern.

Wie setzt du als Führungskraft klare Ziele für deine Teams?

Ziele sind die Richtschnur für selbstorganisierte Teams. Sie geben den Teams Orientierung, Sinn und Herausforderung. Sie helfen den Teams, ihre Prioritäten zu setzen, ihre Fortschritte zu überprüfen und ihre Erfolge zu feiern. Ziele sollten bekanntermaßen SMART sein, das heißt:

  • Spezifisch: Sie beschreiben konkret, was erreicht werden soll.
  • Messbar: Sie sind quantifizierbar oder qualifizierbar.
  • Akzeptiert: Sie sind von den Teams verstanden und akzeptiert.
  • Realistisch: Sie sind erreichbar, aber nicht zu leicht.
  • Terminiert: Sie haben einen festgelegten Zeitrahmen.

Als Führungskraft solltest du mit deinen Teams gemeinsam die Ziele definieren, die zu der Vision und Strategie des Produktes oder Projektes passen. Du solltest die Teams dabei einbeziehen, ihre Meinungen und Ideen berücksichtigen und euch einen gewissen Spielraum für die Gestaltung der gemeinsamen Ziele geben.

Die letzten zwei Sätze würde ich gerne auseinandernehmen, da hier meines Erachtens viele Missverständnisse existieren und Fehler passieren.

“Ziele müssen zu der Vision und Strategie des Produktes oder Projektes passen”. Das bedeutet natürlich, dass Vision und Strategie überhaupt vorhanden sein müssen. Ihr braucht einen Nordstern, an dem ihr euch orientieren könnt. Wer tut’s? Du... vornehmste Aufgabe einer Führungspersönlichkeit. Es bedeutet auch, dass Vision und Strategie im gesamten Team bekannt und verstanden sind. Wer tut’s? Du... du musst Vision und Strategie kontinuierlich kommunizieren und sicherstellen, dass beides von jedem im Team verstanden ist und auch ein gemeinsames Verständnis existiert.

“Ziele werden gemeinsam definiert... Meinungen und Ideen des Teams werden berücksichtigt”. Die Betonung liegt auf gemeinsam. Selbstorganisation bedeutet nicht, dass du dich als Führungspersönlichkeit komplett verabschiedest. Du bist schließlich dafür verantwortlich, dass dein Produkt bzw. Projekt erfolgreich wird. Die ausschließliche Bottom-Up-Festlegung von Zielen halte ich für kritisch – sie kann funktionieren, wenn Vision und Strategie im Team verinnerlicht sind. Aber auch hier würde ich mir die schlussendliche Entscheidung vorbehalten – Unternehmen sind schließlich kein Wünsch-dir-was-Club. Übrigens: Der Umkehrschluss ist ebenfalls falsch – du solltest die Ziele auch nicht kommentarlos im Team abkippen.

“Gemeinsame Ziele”. Auch hier wieder die Betonung auf gemeinsam: Es sind nicht deine Ziele. Es sind nicht die Ziele deines Teams. Es sind eure gemeinsamen Ziele. Ihr müsst gemeinschaftlich hinter diesen Zielen stehen und euch comitten. Keine Ausflüchte.

Wie gibst du als Führungskraft Leitplanken für deine Teams vor?

Leitplanken sind die Rahmenbedingungen, die die Selbstorganisation der Teams begrenzen und unterstützen. Sie geben den Teams Sicherheit, Vertrauen und Autonomie. Sie helfen den Teams, ihre Verantwortung zu übernehmen, ihre Risiken zu managen und ihre Konflikte zu lösen. Leitplanken sollten klar, verbindlich und flexibel sein, das heißt:

  • Klar: Sie sind für alle verständlich und transparent.
  • Verbindlich: Sie sind für alle verpflichtend und nachvollziehbar.
  • Flexibel: Sie lassen Raum für Anpassungen und Ausnahmen.

Als Führungspersönlichkeit solltest du mit deinem Team die Leitplanken festlegen, die zu der Kultur und den Werten der Organisation passen. Du solltest dein Team dabei informieren, erklären und überzeugen, warum diese Leitplanken wichtig sind. Du solltest die Leitplanken regelmäßig mit den Teams reflektieren, evaluieren und gegebenenfalls ändern.

Beispiele für Leitplanken für selbstorganisierte Teams sind:

  • Die Einhaltung von gesetzlichen, ethischen und qualitativen Standards.
  • Die Abstimmung mit anderen Teams, Abteilungen und Stakeholdern.
  • Die Nutzung von bestimmten Methoden, Werkzeugen oder Systemen.

Wer tut’s? Du! Nur, dass wir uns nicht missverstehen: Ich glaube nicht, dass eine Führungskraft alles weiß und selbstherrlich herrschen sollte. Selbstverständlich kannst und solltest du dich mit deinem Team unterhalten. Idealerweise erarbeitet ihr die Leitplanken gemeinsam. Aber es ist deine Verantwortung. Du bist verantwortlich dafür, dass es Leitplanken gibt. Du bist dafür verantwortlich, dass es die richtigen Leitplanken sind. Ach, und du bist auch für die Durchsetzung der Leitplanken verantwortlich.

Ja, richtig gehört - Durchsetzung. Es passiert leider immer wieder, dass Leitplanken nicht berücksichtigt werden. Qualitative Standards – ach, dieses eine Mal könnten wir doch releasen, auch wenn nicht alles Fehler behoben sind. Werkzeuge – ach, dieses eine Mal weichen wir von unserer All-Microsoft-Strategie ab und nutzen Miro statt Whiteboard. Das öffnet Tür und Tor für weitere Ausnahmen und auf einmal habt ihr keine Leitplanken, die Grenzen setzen, sondern unverbindliche Handlungsempfehlungen, die genau das sind: unverbindlich.

Ja, als Führungskraft ist nicht alles eitel Sonnenschein, du hast auch unangenehme Aufgaben. Du musst vielleicht auch sanktionieren.

Wie bietest du als Führungskraft Unterstützung für deine Teams an?

Unterstützung ist die Ressource, die die Selbstorganisation der Teams ermöglicht und fördert. Sie gibt den Teams Zugang, Kompetenz und Anerkennung. Sie hilft den Teams, ihre Ressourcen zu nutzen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und ihre Leistung zu steigern. Unterstützung sollte bedarfsgerecht, individuell und wertschätzend sein, das heißt:

  • Bedarfsgerecht: Sie orientiert sich an den Bedürfnissen und Anforderungen der Teams.
  • Individuell: Sie berücksichtigt die Stärken und Schwächen der einzelnen Teammitglieder.
  • Wertschätzend: Sie zeigt Respekt und Anerkennung für die Arbeit der Teams.

Als Führungskraft solltest du mit deinem Team die Unterstützung besprechen, die es von dir braucht und erwartet. Du solltest dein Teammitglieder dabei fragen, zuhören und verstehen, was sie benötigen. Du solltest die Unterstützung regelmäßig anbieten, bereitstellen und anerkennen.

Beispiele für Unterstützung für selbstorganisierte Teams sind:

  • Die Bereitstellung von finanziellen, materiellen und personellen Ressourcen.
  • Die Förderung von Weiterbildung, Coaching und Mentoring.
  • Die Würdigung von Erfolgen, Lob und Belohnung.

Selbstorganisierte Teams sind nicht fire-and-forget. Sie brauchen kontinuierlich Unterstützung - der Umfagn der Unterstützung hängt von der Reife des Teams ab. Aber ein Team ohne Unterstützung fällt beinahe in die Kategorie “unterlassene Hilfeleistung”. Kümmere dich!

Was passiert, wenn selbstorganisierte Teams keine Führung haben?

Du fragst dich vielleicht, ob selbstorganisierte Teams überhaupt Führung brauchen. Schließlich sind sie doch selbstorganisiert, oder? Die Antwort ist: Ja, sie brauchen Führung, aber eine andere Art von Führung als traditionelle Teams. Führung bedeutet in diesem Kontext nicht, die Teams zu steuern oder zu kontrollieren, sondern sie zu begleiten und zu befähigen. Führung bedeutet, den Teams klare Ziele, Leitplanken und Unterstützung zu geben, damit sie ihr volles Potenzial entfalten können.

Wenn selbstorganisierte Teams keine Führung haben, kann das zu verschiedenen Problemen führen, wie zum Beispiel:

  • Die Teams verlieren den Fokus, den Überblick oder die Motivation.
  • Die Teams geraten in Konflikte, Chaos oder Isolation.
  • Die Teams liefern schlechte Qualität, verspäten sich oder verpassen Chancen.
  • Die Teams fühlen sich überfordert, vernachlässigt oder unzufrieden.

Diese Probleme können die Leistung und das Wohlbefinden der Teams und der gesamten Organisation beeinträchtigen. Deshalb ist es wichtig, dass du als Führungskraft deine Teams nicht allein lässt, sondern ihnen die richtige Art von Führung gibst.

Fazit

Selbstorganisierte Teams sind eine moderne und effektive Form der Zusammenarbeit, die viele Vorteile für die Organisation und die Mitarbeitenden bietet. Aber sie brauchen auch klare Ziele, Leitplanken und Unterstützung, um erfolgreich zu sein. Und genau das ist die Aufgabe von Führung bzw. Führungskräften. Als Führungskraft solltest du deine Teams nicht steuern oder kontrollieren, sondern begleiten und befähigen. Du solltest mit deinen Teams gemeinsam die Ziele definieren, die Leitplanken festlegen und die Unterstützung besprechen. Du solltest deine Teams regelmäßig überprüfen, reflektieren und anerkennen. So kannst du als Führungskraft deine Teams erfolgreich zu selbstorganisierten Teams machen.

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