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Wie kann ich delegieren und trotzdem eigene Vorstellungen einbringen?

delegation management3.0 Oct 26, 2020
 

In einem meiner Seminare haben wir über das Thema Delegation gesprochen. Eine der Teilnehmerinnen stellte eine interessante Frage: “Wie kann ich delegieren und trotzdem eigene Ideen einbringen?”

Die Frage ist insofern interessant, als dass sie ein weitverbreitetes, aber falsches Bild der Delegation zeichnet: Delegation sei schwarz-weiß. Wenn ich delegiere, dann muss ich mich komplett raushalten.

Wie ein anderes Bild der Delegation aussieht und wie ich die Frage beantworte, erfährst du in diesem Video.


Transkript des Videos (automatisch erzeugt, bitte entschuldige mögliche Fehler)

 Hallo, mein Name ist Nicolas Scheel.

Heute soll es mal wieder um das Thema Delegation gehen, denn in einem meiner Seminare, da haben wir auch über Delegation gesprochen und eine der Teilnehmerinnen hat eine Frage gestellt, die aus unterschiedlichen Sichtweisen ziemlich interessant ist. Sie sagte nämlich oder sie fragte: Wie schaffe ich es denn eigentlich, zu delegieren und trotzdem meine Ideen einzubringen? Warum ist das aus meiner Sicht so eine spannende Frage? Naja, zum einen offenbart es ein aus meiner Sicht falsches Verständnis von Delegation, denn dahinter steckt - das habe ich so ein bisschen herausgehört - die Annahme, Delegation sei schwarz-weiß: entweder man delegiert oder man delegiert halt nicht. Und tatsächlich kann man aber beim Thema Delegation ganz viele Grautöne, ganz viele Schattierungen sehen. Ein Modell, was hierfür wunderbar geeignet ist, ist Management 3.0 und die sieben Stufen der Delegation.

Ich habe hier so ein paar Karten mitgebracht, mit denen man das Modell eigentlich schön erklären kann. Es geht also los mit der ersten Stufe: Verkünden. Das ist so ein bisschen der Diktator. Ich bin hier der Chef und ich verkünde, was gemacht wird. Und ich erwarte eigentlich keine Nachfragen oder auch keine Diskussion, warum, wieso, weshalb - ich sage, was gemacht wird und Ruhe ist.

Dann gibt's allerdings auch hier die zweite Stufe, die nennt sich Verkaufen. Ich bin immer noch der Chef. Ich treffe immer noch die Entscheidung, aber diesmal versuche ich, meine Mitarbeiter von der Weisheit meiner Entscheidung zu überzeugen. Ich versuche, ihnen diese Entscheidung zu verkaufen.

Also was haben wir noch? Befragen. Du merkst, wir gehen immer so ein bisschen weiter dahin, dass ich als Chef mich zurücknehme und meine Mitarbeiter, also entweder der oder die, mehr machen, hier beim Thema befragen. Da ist es zwar so, dass ich als Chef am Ende immer noch die Entscheidung treffe, aber bevor ich das mache, frage ich halt meine Mitarbeiter nach ihren Sichtweisen, nach ihren Perspektiven, nach dem Für und Wider aus Sicht der Mitarbeiter. Das ist also hier mit der dritten Delegationsstufe "Befragen" gemeint.

Und dann geht's noch weiter. Also ist jetzt hier die Mitte, die Nr.4, Einigen. Das ist ein symmetrisches Modell. Wir sind jetzt genau in der Mitte. Und hier geht es also darum, dass wir uns als Chef und als Mitarbeiter tatsächlich einigen. Das ist jetzt das erste Mal, dass ich als Chef nicht einfach so entscheide, und am Ende ist es mir egal, was meine Mitarbeiter denken, sondern hier in dieser Stufe ist es tatsächlich so, dass wir das gemeinsam machen.

So, und jetzt, wenn wir noch weitergehen, dann kommen wir in den Bereich, den du vermutlich so ein bisschen im Hinterkopf hast, wenn wir über Delegation sprechen. Die nächste Stufe nennt sich "Beraten". Das heißt, hier bin ich als Chef immer noch beteiligt in der Arbeit, in dem Entscheidungsprozess, und ich berate meinen Mitarbeiter, also im Sinne von: Ich würde das jetzt so und so machen. Ich habe an XY gedacht. Ich hatte mal eine vergleichbare Situation vor vier Jahren und insofern ich teile meine Meinung. Ich berate meinen Mitarbeiter. Aber - und jetzt kommt's - die Entscheidung, die trifft dieses Mal mein Mitarbeiter. Nicht mehr ich als Chef. Ja, also an der Stelle: der Mitarbeiter trifft die Entscheidung. Ich als Chef, ich berate nur.

Dann kann man noch weitergehen. Dann sind wir hier bei der Stufe 6: "Erkundigen". Das heißt, hier ziehe ich mich als Chef noch weiter zurück. Das heißt, ich halte auch mit meiner Meinung so ein bisschen hinter dem Berg, weil ich der Meinung bin, mein Mitarbeiter kann das und ich erkundige mich nur noch nach dem Fortschritt. Ja, also das Thema, die Entscheidung ist mir wichtig. Ich will wissen, was da passiert. Insofern erkundige ich mich. Aber ich selber mache dann nicht mehr mit.

Und die letzte Delegationsstufe, die heißt in diesem Modell dann tatsächlich Delegieren. Und das wäre also die vollständige Delegation. Ich als Chef will mit dieser Entscheidung oder ich will mit diesem Thema nichts mehr zu tun haben und ich lege es vollständig in die Hände meines Mitarbeiters oder meiner Mitarbeiter, wenn man das halt an ein Team delegiert. Beides ist ja möglich. Also hier beim Thema Delegieren: Da mische ich mich nicht ein in die eigentliche Arbeit. Und eigentlich will ich auch gar nicht so richtig wissen, wie es denn da läuft. Ich habe das Vertrauen, dass meine Mitarbeiter das hinkriegen.

Warum ist dieses Modell so interessant? Naja, es zeigt... Moment... . Ich versuche das mal so ein bisschen aufzufächern. Es zeigt ganz schön, dass Delegation halt nicht schwarz-weiß ist. Auf der einen Seite haben wir hier den Diktator ja - hier ist der Diktator und hier haben wir die vollständige Delegation. Aber dazwischen gibt es noch andere Stufen. Andere Delegationsstufen. Jetzt war die ursprüngliche Frage: Wie kann ich meine Ideen einbringen und gleichzeitig delegieren? Na ja, indem du die richtige Delegationsstufe wählst. Ja, also hier bei den Stufen - eigentlich eins bis fünf, vielleicht auch noch die Nummer sechs mit erkundigen - Da bist du ja in jedem Fall involviert, da kannst du in jedem Fall deine Ideen einbringen. Ja, das wäre, oder ich glaube, die schönste Stufe dafür wäre ja beraten. Du bringst dich mit deinen Ideen und deinen Vorstellungen ein. Aber die Entscheidung trifft am Ende dein Mitarbeiter. Eigentlich ganz einfach. Oder?

Jetzt haben wir allerdings noch nicht über die eigentliche Gretchenfrage gesprochen: Warum willst du eigentlich deine eigenen Ideen einbringen? Vielleicht liegt es ja einfach nur daran, dass du ein total kreativer Kopf bist. Ja, mag sein. Vielleicht liegt es auch daran, dass du viel Erfahrung hast, die du deinen Mitarbeitern mitgeben möchtest. Mag sein. Vielleicht liegt es auch daran, dass du einfach die besten Ideen hast. Könnte ja auch sein. Oder vielleicht liegt es daran, dass du selbst einfach unersetzlich bist und die Delegation eigentlich wirklich nur eine Notlösung ist, weil du es nicht schaffst, deine brillanten Ideen selber umzusetzen.

Hinterfrage einfach mal, warum das so ist. Denn aus meiner Sicht sollte das Ziel sein, dass du dich selber überflüssig machst. Ja, in einer Übergangszeit kann es sinnvoll sein, deine eigenen Ideen mit einzubringen. In einer Übergangszeit kann es sinnvoll sein, dass du deine Mitarbeiter coachst und sie auf potentielle Probleme hinweist. Das ist alles gut und schön, aber aus meiner Sicht ist es entscheidend, dass das Ziel irgendwie die vollständige Delegation ist. Das Ziel sollte sein, dass du dich selber überflüssig machst. Also insofern: Perspektivisch: Das Ziel sollte sein: Du musst deine Ideen gar nicht einbringen, weil entweder deine Mitarbeiter selber kreativ sind oder weil sie selber die notwendige Erfahrung haben oder weil sie selber die notwendige Methodenkompetenz haben, gute Ideen zu generieren. Also das sollte aus meiner Sicht das Ziel sein und es ist wichtig, dieses Ziel im Hinterkopf zu behalten.

Gut. Ich hoffe, dir hat dieser kleine Ausflug zu Management 3.0 gefallen. Ich hoffe, du hast eine Anregung für deine tägliche Arbeit mitgenommen und vor allem ganz wichtig: Denk bitte immer daran, das Leben ist zu kurz, um in beschissenen Projekten zu arbeiten. Bis bald.

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