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Keine Zeit für Führung?!

delegation Feb 24, 2020
 

In einem meiner Seminare sprachen wir über Führung und die Aufgaben, die man als Führungskraft (egal ob disziplinarisch oder fachlich) wahrnehmen sollte, insbesondere der Aspekt Coaching und Weiterentwicklung der eigenen Mitarbeiter. Verblüfft stellten meine Teilnehmer fest, dass Führung ja tatsächlich “Arbeit” bedeuten könnte. So entstand auch die Frage: “Was kann ich denn tun, wenn ich operativ so eingespannt bin, dass ich keine Zeit für Führung habe?”.

Die Antwort ist einerseits leicht zu verstehen und andererseits – oft – schwer umzusetzen. Das Zauberwort heißt Delegation.

Eine kleine Anekdote hierzu. Vor vielen Jahren war ich Teamleiter des Designteams für eine große eCommerce Webseite. Ich liebte das Projekt und meine Aufgabe. Aber ich arbeitete regelmäßig bis 22:00 Uhr und wusste irgendwann nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Meine Mentorin stellte mir nur eine Frage:

Nico, arbeitet dein Team genauso viel wie du?

Für mich war danach klar, was ich zu tun hatte.

Jetzt aber zurück zu der Frage meiner Teilnehmerin: Was kann ich tun, wenn ich keine Zeit für Führung habe. Eins vorneweg: Es gibt keine Lösung, die du innerhalb von 30 Minuten umsetzen kannst. Alle Strategien, die ich dir jetzt zeige, erfordern Arbeit und Zeit. Du kannst von 1-6 Monaten ausgehen. Lass uns zwei Situationen unterscheiden:

  1. Dein Team arbeitet nicht so viel wie du. Hier ist die Lösung relativ einfach: Du solltest mehr delegieren. Mach eine Liste deiner Tätigkeiten. Schau dir deine Mitarbeiter an und überlege, welche Aufgabe zu welchem Mitarbeiter passt, vielleicht auch im Sinne einer Weiterentwicklung. Delegiere. Kontrolliere die Ergebnisse und unterstütze deinen Mitarbeiter. Wie “Delegation” genau funktioniert und welche Tipps und Tricks du berücksichtigen kannst, zeige ich dir in meinem Onlinekurs.
  2. Dein Team arbeitet genauso viel wie du. Hier haben die meisten Menschen eine gewisse Beißhemmung, ihrem Team noch mehr Arbeit überzuhelfen. Bevor du delegierst, solltest du eine oder mehrere der folgenden Ideen umsetzen:
    1. Du eliminierst einige Tätigkeiten aus dem Team. Ja, vielleicht habt ihr das schon immer so gemacht. Aber das heißt ja nicht zwangsläufig, dass ihr diese Tätigkeit auch bis in alle Ewigkeit tun solltet. Meiner Erfahrung nach gibt es in jedem Team Dinge, die ihr zwar tut, aber die niemand ernsthaft vermisst, wenn ihr sie streicht.
    2. Du reduzierst den Zeitaufwand für einige Tätigkeiten. Meist geht damit auch eine Reduktion der Qualität einher. Mir geht es insofern nicht darum, stumpf 10% Zeit einzusparen, sondern um das kritische Hinterfragen ob Aufwand und Ertrag bei den einzelnen Tätigkeiten im Team zusammenpassen.
    3. Du reduzierst den Zeitaufwand für einige Tätigkeiten. Diesmal allerdings verbunden mit einer Effizienzsteigerung. Was könnte ihr im Team tun, um effizienter zu arbeiten? Fehlen euch gewisse Skills? Dann gibt es vermutlich ein Training dafür. Wollt ihr eure Arbeitsprozesse anpassen? Go ahead – just do it. Könntet ihr Toolunterstützung gebrauchen? Es gibt inzwischen für fast Alles irgendeine Toolunterstützung - Google ist dein Freund. Eine Effizienzsteigerung passiert nicht über Nacht und auch nicht per Order de Mufti, aber gemeinsam lässt sie sich üblicherweise realisieren.
    4. Ihr sucht personelle Verstärkung. Das ist oft die erste Reaktion auf viel Arbeit - “ich brauche mehr Mitarbeiter”. Das ist aber auch oft der Punkt, der am Schwierigsten umzusetzen ist – meist hast du dies nämlich nicht selbst in der Hand, sondern musst um Unterstützung werben. Selbst wenn du das grundsätzliche Go erhältst, schließt sich danach noch der Prozess der Mitarbeitersuche und Einarbeitung an. Das ist keine schnelle Lösung.

Ach, es gibt natürlich auch die Möglichkeit, dass du deine Führungsaufgaben nicht wahrnimmst. Aus meiner Sicht ist das aber keine langfristige Lösung. Du wirst früher oder später die Quittung von deinen Mitarbeitern bekommen: Sie sind demotiviert, sehen keinen Sinn in ihrer Arbeit, können sich nicht weiterentwickeln, haben keinen Gestaltungsspielraum... bis sie irgendwann dein Team oder gar das Unternehmen verlassen. Und auf einmal hast du nicht nur viel Arbeit, sondern sogar weniger Mitarbeiter als vorher. Die Todesspirale hat begonnen.

Lass es bitte nicht so weit kommen. Ich möchte es in aller Klarheit sagen:

Deine Kernaufgaben als Führungskraft ist Führung.

Dafür - und nur dafür - wirst du bezahlt. Wenn du operativ tätig bist und an dieser Situation nichts änderst, hast du deine Aufgabe nicht verstanden.

Wie ist deine Sichtweise zu diesem Thema? Ist Führung Arbeit? Ich freue mich auf deine Kommentare.

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